Freitag, 27. Juni 2014

Baby Neid

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!


Heute schreibe ich etwas später als gewohnt, das liegt aber daran, dass ich erst vor hatte über etwas anderes zu schreiben, ich aber gestern durch eine Bekannte und meinen gestrigen Blog Eintrag auf dieses Thema gestoßen bin.


Baby-Neid.

Es ist ein Tabu-Thema, für beide Seiten. Ich habe gestern und heute in Foren recherchiert, weil ich damit nur einseitige Erfahrungen habe.
Viele der betroffenen Frauen schämen sich für ihren Baby-Neid und ihre Missgunst, sie wollen sich freuen für Freunde und Familie, werden aber von ihren eigenen Gefühlen immer wieder übermannt.
Ein unerfüllter Baby-Wunsch ist schmerzlich, besonders wenn er durch Fehlgeburten und Druck aus der Familie ("Wann bekommen wir endlich einen Enkel?") immer wieder in den Vordergrund geschoben und thematisiert wird.
Im Freundeskreis ist es schon schwer genug, wenn man mit ansehen muss, wie alle Frauen im selben Alter schwanger werden und Babies bekommen; doch wenn in der eigenen Familie jemand schwanger wird, kann es noch einen ticken komplizierter werden.
Wird die Schwester, oder die Frau vom Bruder (auch Schwägerin genannt) plötzlich schwanger, eventuell auch noch ungewollt, lässt sich der Schmerz und der Neid kaum noch verbergen.

Ich las von Frauen die sich fühlten als hätten sie versagt, ihre Familie enttäuscht und noch schlimmer ihren Partner. "Ich kann nicht mal das!" Sicher, es steckt noch in den Köpfen der Menschen: Frauen sind zum Kinder kriegen geboren. Ist eine Frau nicht in der Lage dazu, wird sie automatisch degradiert. Selbstverständlich ist es schmerzlich, wenn man sich Kinder wünscht und dieser Wunsch unerfüllt bleib, aber versagt hat man nicht. 
Man versagt nur in dem Moment, wenn man seinen negativen Gefühlen verfällt. 


Ebenso ist es aber auch für die andere Seite ein Tabu.
Man fühlt sich, als dürfte man sich nicht auf sein Baby freuen; man darf nicht über Baby-Themen  sprechen, obwohl es grade das aufregendste ist was man je erlebt hat. Man muss Kommentare schlucken, die mehr als fehl am Platz sind und wird hinterher mit einem miesen Gefühl und angestauter Wut zurück gelassen. 
Wie soll man sich verhalten, schließlich hat man selbst das Recht sich auf sein Baby zu freuen.
In diesem Fall wird jedoch von der Schwangeren verlangt zurück zu stecken und auf die "Kinderlose" Rücksicht zu nehmen.
Im Freundeskreis ist es etwas besser zu realisieren, man hat noch andere Freundinnen, mit denen man über diesen wundervollen Lebensabschnitt sprechen kann. Besonders wenn, wie bei mir, diese Frauen auch grade ein Baby bekommen haben oder schwanger sind.
In der Familie ist es wohl schwieriger. Betrifft es die eigene Schwester, so ist es fraglich wer mehr verletzt wird? Diejenige, die leider kein Kind bekommen kann, dafür aber eine tolle Tante sein könnte. Oder für diejenige, die ihre Schwester verliert, weil diese mit ihren negativen Gefühlen nicht zurecht kommt?


Fakt ist, keine Partei hat es in dieser Situation leicht, wenn nicht beide einen Schritt auf den anderen zugehen. Doch ist es weder falscher Stolz, noch dass man selbst beleidigt ist, man weiß schlichtweg nicht wie man mit so einem sensiblen Thema umgehen soll.
Weder kann sich eine Schwangere oder frische Mama in die Gefühle der "Kinderlosen" hinein versetzen, noch geht es andersrum.
Helfen würde nur ein offenes Gespräch, offen zu sagen "Ich bin neidisch auf Dich und Dein Glück". Man macht sich so zwar verletzlich, aber streckt selbst auch seine Hand nach Hilfe und Verständnis aus.


Ich habe mich auch hier und hier belesen, um die "andere Seite" wenigstens etwas zu verstehen. Ich selbst war nie neidisch auf meine Freundinnen oder Cousinen. Als ich mit 17 eine Eierstockentzündung hatte und mir die Gynäkologen im Krankenhaus sagten, dass ich keine Kinder bekommen könnte.
Auch mein Gynäkologe bestätigte über die Jahre immer wieder, dass es auf natürlichem Weg nicht funktionieren wird. Ließ jedoch die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung offen. 
Ich war nie neidisch, ich war so jung als ich es erfahren habe, dass ich zu dem Zeitpunkt nicht mal eine Sehnsucht verspürte. 
Dann, vor einem Jahr, die große Überraschung: Ich war schwanger! 

Und durfte mich nicht freuen.



* Anmerkung: "Kinderlose" steht in Gänsefüßchen, es soll nicht böse klingen, nur wusste ich es nicht besser und verständlicher auszudrücken.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen