Sonntag, 15. Juni 2014

Kann ich stillen?

Guten Tag, schön dass es Ihnen gefällt.

Viele Frauen möchten ihr Baby gerne stillen, können es aber nicht. Oftmals denken diese Frauen, dass sie selbst schuld sind und fühlen sich demzufolge auch mit dem Gefühl des Versagt-habens konfrontiert.

Bei Ian und mir hat das stillen von Anfang an problemlos geklappt, das ist leider nicht immer so und ich habe selbst erfahren wie es ist, wenn das Umfeld einen immer wieder versucht einzureden, dass man nicht stillen kann weil man selbst keine Milch hat oder es schlichtweg nicht klappen will.

Vorab: Jede (gesunde) werdende Mami kann stillen! 

Lassen Sie sich nichts anderes einreden. Selbst Mamis die ein Frühchen bekommen, können stillen. Ab der 24. Schwangerschaftswoche haben Sie nämlich schon die Vormilch. Ist es nicht beruhigend zu wissen, dass selbst wenn Ihr kleiner Schatz ein, zwei oder sogar drei Wochen zu früh kommt, Sie in der Lage sind ihm dennoch den best möglichen Start mit der bestmöglichen Nahrung zu ermöglichen?
Mich hat das jedenfalls sehr beruhigt.
Es spielt auch demzufolge keine all' zu große Rolle ob Sie sich für eine natürliche spontane Entbindung entscheiden, oder ob Sie selbst einen Kaiserschnitt möchten.
Sollten Sie sich für einen Kaiserschnitt entscheiden, würde ich Ihnen nur raten diesen nicht vor dem errechneten Entbindungstermin zu planen, sondern dem Kind seine Zeit zu geben und eventuell sogar die ersten Wehen abzuwarten. Nicht nur, dass es Ihrem Kind auf diesem Weg einfacher fallen wird sich an die Außenwelt anzupassen, es werden auch Hormone im Körper ausgeschüttet die die Milchbildung anregen und Ihnen somit das Stillen erleichtern.

Wie war es bei uns?

Bis zum Mutterschutz war ich mehr als zuversichtlich, dass alles gut gehen wird, mein Baby wird zur Welt kommen, ich werde mit ihm im Kreisssaal liegen und die Milch wird fließen.
Wäre da nicht die liebe Verwandtschaft die einem mehr als nur die Laune vermiesen kann: "Du kannst vielleicht gar nicht stillen!" und "Genau, versteif Dich da nicht so drauf!"
Mein ganzes Selbstvertrauen war plötzlich im Keller, die Verunsicherung groß. Diese Sprüche musste ich mir von Leuten anhören die selbst keine Kinder haben, oder wo es schon mehrere Jahrzehnte her war.
Mein Freund baute mich wieder auf, sprach mir gut zu und ich nahm mir selbst den Druck weg. Wir versuchen es, wenn es klappt: schön. Wenn nicht: auch kein Thema.
 Ian lag nach der Entbindung jeweils eine halbe Stunde pro Seite an der Brust. Allgemein hatte ich ihn in den ersten vier Tagen im Krankenhaus immer bei mir und wann immer er Signale sendete legte ich ihn an.
Dass das Stillen eineinhalb Stunden dauerte war keine Seltenheit. Zwischendurch vergaß er sich mal und nuckelte nur, oder er schlief zwischendurch ein. "Viel zu lange! Nur zehn Minuten je Seite!" sagten die Hebammen, aber ich habe es bei meiner Zimmernachbarin gesehen. Ihr drittes Kind und das Stillen kam nicht in Gang. Sie fütterte mit Pre Nahrung zu und legte ihr Kind erst an, wenn es schon schrie. Als ich aus dem Krankenhaus bin, gab sie das Stillen auf. Schade.

Was können Sie tun, damit es klappt?

Entspannen Sie sich. Oftmals leichter gesagt als getan. Ich wusste von Anfang an: Ich möchte stillen. Meine Hebamme lobte diese Einstellung und bekräftigte mich: "Wenn Sie das wollen, dann klappt es auch"
Also rate ich Ihnen, ganz simpel, nehmen Sie sich selbst den Druck. Ihr Baby kommt zur Welt, genießen Sie die ersten gemeinsamen Stunden. Legen Sie ihr Baby an, aber nicht nur zehn Minuten links und zehn Minuten rechts, und nicht nur alle vier Stunden wie es die meisten Hebammen im Krankenhaus empfehlen.
Sondern dann wenn Sie das Gefühl haben ihr Kleines hat Hunger oder sucht nach Nähe. Wenn Sie eine Stunde oder länger brauchen ist das kein Thema. Auch dann nicht, wenn Sie eine Stunde später schon wieder stillen.
Ian hatte bereits am 5. Tag nach der Geburt sein Geburtsgewicht wieder. Meine Hebamme meinte anfangs auch, dass es zu oft ist wenn er nach einer Stunde schon wieder Hunger hat, was auch richtig sein kann, unter der Voraussetzung, dass ein Kind nicht an Gewicht zunimmt und einen geschwächten Eindruck macht.

Lassen Sie sich nicht verunsichern.

Entspannen Sie sich, nehmen Sie sich Zeit zu zweit und machen Sie sich keinen Zeitdruck.
Schauen Sie nebenbei Ihr Baby an, wie wohl es sich fühlt.
Sollte das auf Dauer zu langweilig werden, probieren Sie doch beruhigende Musik aus, Lesen etwas oder schauen Ihre Lieblingssendung.
Alles was Sie entspannt, entspannt das Baby - es spürt Ihre Ruhe - was wiederum dazu führt, dass Ihre Milch besser fließt.


Wissenswertes!

1. Muttermilch

Muttermilch ist in drei Phasen untergliedert, die sich vom Aussehen, Konsistenz und Zusammensetzung unterscheiden.

Die Vormilch, auch Kolostrum, liefert den immunologischen Schutzfaktor (IgA-Antikörper).
Selbst wenn Sie sich von Anfang an gegen das Stillen entscheiden, sollten Sie dies Ihrem Baby zur Verfügung stellen.




Nach ungefähr zwei bis vier Tagen kommt es bei der Frau zum Milcheinschuss und die Übergangsmilch wird gebildet. Sie hat schon einen höheren Anteil von Fett und Kohlenhydraten als die Vormilch.

Ab der dritten Lebenswoche bildet sich schlussendlich die reife Frauenmilch, welche sich in durstlöschende Vordermilch (links im Bild) und fettreiche, somit sättigende Hintermilch (rechts im Bild) aufteilt.


Morgen geht es im übrigen um die heiß diskutierten Stilldiäten.

2. Zwillinge

Sie erwarten Zwillinge? Herzlichen Glückwunsch!
Auch Sie können, wenn Sie möchten, stillen. Die Milch reicht vollkommen für beide Kinder, da sich der Bedarf der Nachfrage anpasst. Wenn Sie einen Partner und/oder ein Umfeld haben, was Sie darin Unterstützt, z.B. den Haushalt übernimmt, damit Sie und Ihre Kinder Ruhe haben.
Außer Frage steht, dass es für Sie anstrengend wird, denn während der Wachstumsschübe und der Entwicklungssprünge, bei denen Babys ohne gerne an die Brust der Mutter wollen, sei es um wirklich zu trinken oder nur als Trostspender, kann es mit einem Kind schon sehr anstrengend sein.
Testen Sie es aus, sehen Sie einfach wie Sie zurecht kommen.

Sie können auch stillen und Pre Nahrung abwechseln, wenn Sie Ihren Partner bitten Ihnen etwas "Arbeit" abzunehmen, haben sie zum Beispiel am Abend eine Stunde für sich.

3. Saugverwirrung:

Es ist nicht ratsam Ihrem Neugeborenen einen Schnuller oder ein Fläschchen zureichen, wenn Sie voll stillen wollen. Erst nach wenigen Wochen, wenn sich das Kind ans Trinken an der Brust gewöhnt hat, können Sie auch ohne Bedenken Sauger verwenden.
Dem Säugling fällt das Trinken aus der Flasche nicht leichter als an der Brust, auch hier muss er für seine Nahrung arbeiten, es ist nur eine andere Technik. Wenn Ihr Kind wenige Wochen alt ist, ist es in der Lage zwischen mütterlicher Brust und Flasche zu unterscheiden.

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