Montag, 16. Juni 2014

Ammenmärchen rund ums Stillen

Das Wort zum Wochenstart.

Wie versprochen geht es mit dem Stillen weiter. Heute möchte ich mit Ammenmärchen und Mythen aufräumen und fange gleich mit dem ersten Märchen an, was mir persönlich sehr wichtig ist: 


1. Stilldiäten!

Eins gleich vorweg: Es gibt keine Stilldiäten! Wie oft hat man das schon gehört, Sätze wie: "Du musst viel Trinken, sonst geht die Milch aus!" Falsch, weder macht viel trinken mehr Milch, noch kann wenig Trinken die Milchmenge reduzieren. Lediglich Ihr Kreislauf könnte unter letzterem leiden. Trinken Sie so, wie Ihnen ist.

"Wenn Du Kohl isst, bekommt Dein Kind Bauchschmerzen!" Falsch, früher waren die Menschen froh überhaupt was zu essen zu haben und auch dort sind die Kinder gut gediehen. Nicht zu vergessen: Andere Länder, andere Sitten. Lebensmittel die uns Blähungen bescheren gehen nicht in die Milch über. 
Lediglich säurehaltige Produkte (Weißweinessig, Orangensaft usw) können unseren Säure-Base-Haushalt durcheinander bringen und somit auch Auswirkungen auf unser Baby haben. Bauchschmerzen bekommt es dadurch nicht, lediglich einen unschönen roten Popo. 

"Du musst viel Milch trinken/ Quark, Joghurt, Sahne essen! Das macht mehr Milch!" Falsch, Lebensmittel können die Milchmenge nicht beeinflussen. Ein zuviel an Kuhmilch kann sogar gesundheitlich eher kontraproduktiv sein. 


2. "Deine Milch reicht nicht!" "Deine Milch ist zu dünn!"

Vielleicht haben einige unter Ihnen diesen Spruch schon zuhören bekommen. 
Oftmals haben Frauen das Gefühl, dass ihre Milch am Abend nicht ausreicht. Falsch, weltweit sind Säuglinge abends unruhiger als tagsüber. Und das unabhängig davon ob sie Stillkinder sind oder Flaschennahrung erhalten. Das Babys abends an der Brust oft unruhig sind und trinken was das Zeug hält, kann mehrere Gründe haben:  
- Steht vielleicht ein Entwicklungssprung oder Wachstumsschub an? 
- Clusterfeeding, dass heißt Ihr kleiner Schatz bestellt die Milchmenge für den nächsten Tag. Das kann am Spätnachmittag los gehen und sich einige Stunden hinziehen. Gekennzeichnet durch Phasen in denen das Baby an der Brust einschläft, im Schlaf aber weiter trinkt bzw. wenn man es ablegen möchte sofort erwacht um weiter zu trinken. (Ian und ich hatten so einige Abende, wo er von ca. 17Uhr bis 22Uhr nur getrunken hatte, dann aber auch die Nacht komplett durch schlief.)

Muttermilch entspricht bei allen Frauen den Bedürfnissen ihres Babys. Sie besteht zu 85% aus Wasser um den Flüssigkeitsbedarf zu decken, die anderen Bestandteile sind Fett, Milchzucker und Eiweiß und genau in der Menge wie es für Ihr Baby notwendig ist.


3. Es müssen zwischen dem Stillen mindesten Abstände von 2 oder 4 Stunden liegen.

Falsch, weder macht häufiges Stillen Bauchschmerzen, noch hat das Kind was davon wenn man die Nahrungen so weit hinaus zögert. Muttermilch verdaut sich innerhalb von 60 bis 90 min und ganz ehrlich: Kennen Sie das nicht? Nach einem deftigen Essen passt irgendwie immer noch ein Nachtisch rein.
Wichtig ist nur, dass ihr Kind an die energiereiche Hintermilch kommt und gut zulegt, somit also keinen schwächlichen Eindruck macht.


4. "Es müssen immer beide Brüste leer getrunken werden, sonst bekommst Du einen Milchstau." Und "Wenn die Brust weich ist, geht die Milch zurück."

Falsch, denn genau genommen kann man eine Brust nicht leer trinken, denn es wird ständig Milch nachgebildet. Milchstau entsteht durch Stress und der kann wiederum verschiedene Ursachen haben.
Die Brust sollte nach dem Stillen etwas weicher sein als vorher, aber eine weiche Brust bedeutet lediglich das sich Bedarf und Nachfrage gut aneinander angepasst haben.


5. Langes Stillen - über ein Jahr hinaus - verzieht die Kinder!

Wie lange ein Kind gestillt wird sollte die Familie für sich entscheiden. Jede Industriegesellschaft findet einen anderen Grund wieso unbedingt abgestillt werden sollte. In Deutschland sind es die Schadstoffe, in England werden die Kinder (egal welchen Geschlechts) homosexuell und in Amerika ist es sexueller Missbrauch. Studien zu diesen Behauptungen fehlen. Empfohlen wird jedoch (WHO und globe Strategie für Säuglingsernährung) ein ausschließliches Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten, sowie zusätzliches Stillen zur Beikost bis zu zwei Jahren und länger.


Lassen Sie sich also nicht verunsichern.

Es gibt noch viele Mythen und Ammenmärchen rund ums Stillen, doch ich denke dies sind die bekanntesten. Ich wünsche Ihnen noch eine schöne Stillzeit, genießen Sie es. 

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